Nicht wieder die Studierenden vergessen!

In seinem Interview mit der RNZ (RNZ, 15.07.2022, Seite 3) mahnt der Rektor der Universität Heidelberg Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel die Politik angesichts der explodierenden Energiepreise zu schnellem Handeln. Schon jetzt sei mit Mehrausgaben in Höhe von 13,6 Millionen Euro zu rechnen. Die Landesrektorenkonferenz rechnet landesweit mir Mehrkosten im Bereich von 50 Millionen Euro. Es ist für die Universitäten schlicht unmöglich diese Kosten selbst zu tragen. Dennoch hat das Land Baden-Württemberg im Gegensatz zu anderen Bundesländern noch keine finanziellen Hilfen zugesagt.
Wir teilen die Kritik des Rektors und der Landesrektorenkonferenz. Fehlende finanzielle Hilfen für die Universitäten werden fatale Folgen haben. Diese Folgen gehen weit über schlecht geheizte Hörsäle hinaus. Besonders betroffen sind die naturwissenschaftlichen Fakultäten. Jegliche Forschungsprojekte, ob in der Medizin, Physik oder Chemie stehen vor dem Aus. Ohne die notwendigen finanziellen Ressourcen und damit insbesondere ohne die entsprechende Energie ist experimentelle Forschung nicht möglich. Dies trifft Doktoranden, Studierende und Forschende gleichermaßen.
Darüber hinaus scheinen die Studierenden wieder die Personengruppe zu sein, die bei politischen Entscheidungen nicht berücksichtigt werden, wie dies schon die Erfahrungen aus den Jahren der Pandemie gezeigt haben. Bis in das Sommersemester 2021 wurden die Studierenden unfreiwillig ins Home-Office geschickt. Viele Studierende waren sowohl finanziell, fachlich als auch psychisch stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen. Nun bahnt sich wieder eine ähnliche Situation an. Nicht mehr aus Gründen des Infektionsschutzes, sondern nunmehr aufgrund steigender Energiepreise, sollen die Studierenden ins Home-Office zurückkehren. Es scheint nicht so, dass das Land und auch explizit Theresia Bauer eine Lehre aus den Missständen der letzten Jahre gezogen hat.
Nach dem Hilferuf der Landesrektorenkonferenz ist nun das zuständige Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, welches von Theresia Bauer geführt wird, in der Pflicht die dringend nötige Abhilfe zu schaffen. Unser Kreisvorsitzender Benjamin Brandstetter merkt dazu treffend an: „Bauers Engagement im Heidelberger Oberbürgermeister Wahlkampf wäre in der Hochschulpolitik besser investiert“. Es ist auch zu hoffen, dass die Ministerin, sollte sie als Oberbürgermeisterin gewählt werden, nicht auch hier neue politische Ambitionen in Auge fasst, die zu einer Vernachlässigung ihrer eigentlichen Aufgaben führen.
Die sich anbahnende Energiekrise deckt zudem auch den immensen Finanzierungsstau an baden-württembergischen Hochschulen auf. Dies ist insbesondere bei Universitätsgebäuden ersichtlich. Diese verfallen sind teilweise einsturzgefährdet, aber vor allem eine energetische Katastrophe. Als besonders markantes Beispiel und Beweis für das Versagen der Hochschulpolitik lässt sich hier das Juristische Seminar der Universität Heidelberg aufführen. Bei den Mengen an Energie, die aufgewendet werden müssen, um alte Universitätsgebäude wie dieses zu heizen, überrascht die immense Steigerung der Energiekosten nicht. Dies ist in Zeiten des Klimawandels besonders beklagenswert und besorgniserregend.
Deswegen rufen wir die Ministerin Theresia Bauer dazu auf sich auf ihre Aufgaben als Ministerin zu kontrollieren und die Studierenden nicht ein weiteres Mal zu vergessen!